„Sushi + Gomorrha“ – Ein Sittenbild des neuen Berlin

15 Jahre nach dem gemeinsamen Schulabschluss treffen sich mehrere alte Freunde auf einer Party. Doch bereits während der gemeinsamen Partyvorbereitung beginnen die zwischenmenschlichen und sozialen Konflikte zu eskalieren.

Karrieretypen gegen Bohemians, Jungfamilien gegen Singles, Lebensplanung gegen laisser-faire. „Sushi und Gomorrha“ – ein zynisches Drama und paradigmatisches Sittenbild des neuen Berlin feierte am 27. Mai 2011 Premiere im HBC Berlin in der Karl-Liebknecht-Str. 9. Bei uns im Gespräch ist der Drehbuchautor und Regisseur des Films Lars Jordan und einer der Hauptdarsteller Thomas G. Hintze.

Wenn man sich den Trailer von „Sushi und Gomorrha“ ansieht, kann man auf jeden Fall sehen, dass es da ordentlich zur Sache geht. Was könnt Ihr darüber erzählen, ohne zu viel vorweg zu nehmen?

Lars Jordan: Ja, die Idee zu dem Film waren natürlich eigene Erfahrungen, die man auf diversen Partys in und um Berlin gesammelt hat. Es ist schon ein klassisches Drama, würde ich sagen, was in die Neuzeit versetzt ist.

Spielt es auch die ganze Zeit in einer Wohnung, wo diese Party ist? Also ist es eine Art Kammerspiel?

Lars Jordan: Ja, es ist ein Kammerspiel. Es spielt fast in Echtzeit.

Thomas Hintze: Es ist ein bisschen gerafft, aber fast Echtzeit, ja. Die Hauptzeit spielt es in einer Wohnung, und das fast in Echtzeit. Vorher wird es ein bisschen gerafft.

Das Credo von „Low Definitions“, Deiner Produktionsfirma, ist es ja, dass High Definition bei cineastischer Qualität eigentlich Nebensache ist. Das filmische Outfit von „Sushi und Gomorrha“ kommt auch ziemlich roh daher, sage ich mal. Das war auch so geplant.

Lars Jordan: Ja, es hatte natürlich auch etwas mit den Mitteln zu tun, die wir zur Verfügung hatten. Man ist natürlich bei No- oder Low-Budget-Produktionen immer…irgendwo fängt der Kompromiss natürlich an, was das Technische angeht. Wir konnten jetzt keinen 35mm-Film machen im klassischen Sinn. Aber wir sind mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Es ist jetzt nicht die klassische Wackelkamera, wo einem dann in der 5. Reihe schlecht wird, was man so kennt aus den frühen Dogma-Filmen zum Beispiel, und was viele Leute dann imitiert haben. Es gibt halt klassische Einstellungen, viel ruhige Kamera. Es ist jetzt nicht viel Wackelei.

Also kein anstrengendes Bild. Ich finde ganz im Gegenteil – es wirkt sehr authentisch. Irgendwie hat es auch eine eigene Ästhetik. Ich habe es auch als Stilmittel erkannt.

Lars Jordan: Genau, wir haben es dann natürlich bewusst eingesetzt.

„Sushi und Gomorra“ wird in der Filmbeschreibung als Sittenbild des hippen Berlin bezeichnet. Dazu würde ich gerne wissen, was genau man denn an Berlin in dem Film sieht.

Thomas Hintze: Erstmal spielt es in Berlin. Und man kann in dem Film sehen: die Leute, die da mitspielen, also die Figuren, die da auftauchen, sind typische Berliner. Es gibt viele Künstler, die da auftreten, Bohemians, Geschäftsleute, sehr multikulturell. Und das ist ja auch typisch für Berlin, dass es multikulturell offen ist. Und diese Charaktere treffen in dem Film alle aufeinander.

Aber nicht nur multikulti, sondern auch die verschiedenen Lebensentwürfe sind es, die da aufeinanderprallen.

Thomas Hintze: Ja, die Leute gehen alle ihre eigenen Wege und treffen sich nach 15 Jahren wieder.

Lars Jordan: Ich glaube, es gibt so typische Krisen, in denen Leute sich befinden in der Stadt, die immer wieder auftauchen: Beziehungsprobleme, die Leute sind nicht zufrieden in ihrer Beziehung. Die kreativen Leute sind in Krisen, weil sie mit dem, was sie tun, kein Geld verdienen können im Regelfall. Das hat natürlich viel Konfliktpotential, das ist eben typisch Berlin. In anderen Metropolen ist es halt so, dass die Leute im Regelfall ihre Arbeit machen und damit Geld verdienen, das ist alles viel gesetzter. Berlin ist viel unsteter und instabiler, was das angeht.

Also die Geschichte ist schon Berlin-bezogen, man könnte sie nicht transportieren und sagen: das ist eine Wohnung in München?

Lars Jordan: Würde sicherlich nicht funktionieren. Also glaube ich nicht, oder?

Thomas Hintze: Nein, glaube ich auch nicht. Das ist ein anderes Leben und eine andere Mentalität.

Thomas Hintze, Du hast ja schon einiges gemacht. Vielleicht sagst Du uns kurz etwas dazu und erzählst uns noch etwas über Deine Rolle im Film.

Thomas Hintze: Also ich habe Theater gespielt, 4-5 Jahre in Frankfurt und bin dann nach Berlin gezogen vor zwei Jahren, weil ich mehr drehen möchte. Das ist in Berlin besser als in Frankfurt. Hier wird einfach viel gemacht, das finde ich toll.

Lars Jordan: Trotz allem.

Thomas Hintze: Trotz allem, ja. Dann habe ich Lars kennen gelernt und er hat mich gefragt, ob ich im Film mitspielen will. Er hat mir etwas über den Charakter dieser Figur erzählt, das fand ich super interessant. Es ist ein junger Mann, der einen kreativen Beruf hat. Er ist Maler. Er ist aber in einer Sinneskrise irgendwann und geht dann den spirituellen Weg und denkt über sich und seinen Beruf und seinen Glauben nach. Dann ändert er irgendwann sein Leben. Ich will jetzt nicht zu viel verraten. Es kommt dann im Film auch zum Schluss heraus, was mit ihm passiert, oder wie er sich jetzt sein neues Leben vorstellt. Auch wenn man den Kommerz sieht, er distanziert sich immer mehr davon, er zieht sich zurück und verändert sich auch optisch.

„Sushi und Gomorrha“ läuft jetzt in den Kinos. Vielen Dank für das Gespräch.

Cast und weitere Infos bei www.sushi-und-gomorrha.de

Sushi und Gomorrha ist auch bei Facebook und kann gern noch ein paar „Freunde“ gebrauchen.

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1 Kommentar zu "„Sushi + Gomorrha“ – Ein Sittenbild des neuen Berlin"

  1. Hört sich gut an!

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