Man darf gespannt sein, wie lange Guido W. sein Blanko-Ticket als reisender Außenminister noch genießen darf. Seitdem Schwierigkeiten im Gesamtkonzept der aktuellen gelb-schwarzen Regierung diagnostiziert wurden, fallen die Fettnäpfchentritte des Diplomatenbosses mit Bonner Migranten-Hintergrund kaum noch ins Gewicht. Darüber hinaus scheinen nach dem „friendly fire” aus den eigenen regionalen FDP-Reihen die Schritte und Tritte Westerwelle zahlenmäßig ohnehin rarer gesät zu sein. Der Bad Honnefer Papiertiger mutiert allmählich zur Hauskatze vom Werderschen Markt, nachdem die „Unter-Drei-Prozent”-Warnung in den liberalen Reihen die Runde machte und sich Herr Westerwelle selbst um eine eher unauffälligere Amtsführung bemühte.
Der Schritt von der Oppositions-Haltung in die Regierungsverantwortung scheint „Global Guido” zu dem Zeitpunkt vollzogen zu haben, als klar wurde, dass diese Legislaturperiode sicher vor der avisierten Laufzeit von vier Jahren enden wird.
Bis dahin ist aber weder in den eigenen Reihen noch in der Opposition für Ersatz gesorgt und getreu dem Motto „Zähne zusammenbeißen und durch” kümmert sich unser Außenminister auch in den kommenden Wochen um seine Amtsgeschäfte, als gäbe es gar kein Übermorgen….
In der kommenden Woche vermerkt der Terminkalender unseres Oberdiplomaten vornehmlich zwei Reisen ins Kerngebiet des ehemaligen Ostblocks. Am Donnerstag erwartet man Guido W. zu den Deutsch-Russischen Regierungskonsultationen in Jekaterinenburg. Hier dürfte der Mann vom Werderschen Markt versuchen, den Aktionsfaden „Partnerschaft für Modernisierung” in Sachen wirtschaftlicher Zusammenarbeit dort wieder aufzunehmen, wo er ihn zu seinem Antrittsbesuch Ende November hatte fallen lassen.
Und am Freitag steht dann Almaty (ehemals Alma Ata), eine Metropole in Kasachstan auf dem Reise-Programm unseres Vizekanzlers. Der zentralasiatische Staat hat den aktuellen Vorsitz in der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Westerwelle hatte schon im vergangenen Jahrbetont, dass der Vorsitz Kasachstans in der OSZE gleichermaßen Chance und Herausforderung darstelle.
Schließlich gilt der Binnenstaat mit dem „Borat”-Touch als eines der korruptesten Länder im GUS-Gefüge und gilt zugleich auch als Heimat der rohstoffreichsten Gebiete der Erde.
Auf die wohl größte Herausforderung dürfte unser Außenminister jedoch treffen, wenn landesübliche Küche zu den Tischzeiten angekündigt wird. „Beschbarmak” lautet die angezeigte nationale Speise für besondere Anlässe und umfasst fettes, gekochtes Hammelfleisch im lasagne-ähnlichen Gefüge nebst monolithischer Schafskopf-Beilage in praktisch gewürzfreiem Stil.
Wohl bekomm´s, Herr Westerwelle…..