Als wäre er nie weg gewesen, meldet sich Guido Westerwelle aus seinem Sommerurlaub zurück zu den Amtsgeschäften am Werderscher Markt.
Die kleine Westbalkantour in der vergangenen Woche verblasste öffentlichkeitstechnisch leider etwas hinter den Vorschlägen, die aus den FDP-Parteiprovinzen im Saar- und Rheinland geäußert wurden. Während Westerwelle Serbien aufrief,
die frühere Provinz Kosovo anzuerkennen, rief Christian Lindner den früheren Oppositonsprofi auf, sich in Sachen Parteivorsitz mehr durch Provinzkräfte vertreten zu lassen.
Ja, und während sich das Diplomaten-As beim Thema Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken für einen „Korridor zwischen zehn und 15 Jahren“ ausspricht, rechnen allerlei Umfragedienstleister mit Prozentnischen, die die FDP bald nur noch im mittleren einstelligen Prozentspektrum sehen.
Einzige Erfolgsmeldung der vergangenen Wochen: Die Kritik an der westerwellschen Außenpolitik scheint nahezu verstummt – Außenminister Westerwelle im Gegenzug aber auch…
Aber Kopf hoch, Herr Westerwelle: Neue Woche – neues Glück. Mit vielen neuen Chancen, wieder gemocht zu werden. Von den eigenen Genossen, den Regierungskollegen, den Wählern und vielleicht sogar von den Kritikern…
Den Anfang könnten Botschafter aus Lateinamerika machen. Einige davon sitzen am Montag mit Global-Guido im Adlon beisammen. Nach den vielen Latino-Kontakten der vergangenen Monate scheint das Südamerika-Thema ja allmählich zum Favoriten unseres Diplo-Rheinländers zu avancieren: Die Gegend ist weit weg, macht wenig Stress hier vor Ort und darf einem (bis auf Brasilien) zu Recht auch mal spanisch vorkommen. Lateinamerika – ein Kontinent, wie gemalt für unseren Guido W..
Am Dienstag gibt es dann Besuch vom Amtskollegen aus der Ukraine, Viktor Janukowitsch. Der Mann scheint auch eine muntere Vergangenheit mit an die Spree zu bringen. Nach seinen Gesellenjahren als Gasinstallateur und Abschluß am Donezker Bergbau-Technikum soll er auch als Autorennfahrer im Einsatz gewesen sein. In diesem Zusammenhang notiert die Wahrheits-Comunity „wikipedia“ den äußerst denkwürdigen Beitrag, dass es umstritten sei, „ob er 1974 für die UdSSR als Rennfahrer bei der Rallye Monte Carlo angetreten ist“, da “die Rallye in diesem Jahr wegen der Ölkrise ausfiel.“
Ob er am Dienstag bei unserem Guido als Außenminister seines Heimatlandes antritt, dürfte hingegen einwandfrei sein.
Nicht, dass zukünftige Generationen einmal behaupten, Deutschland hätte in diesem Jahr eigentlich gar keinen richtigen Außenminister gehabt…Neinnein, der Herr Westerwelle ist gewählt worden, deshalb ist er jetzt ein Außenminister – auch wenn es nicht immer so aussieht: Der zählt!
Und am Mittwoch gibt es Kollegenbesuch aus dem Krisenstaat Bangladesh. Dipu Moni, die Außenministerin des Staates mit dem Ganges-Delta wird sicherlich einige Dinge zu erörtern haben, die ihrem Staat angesichts der aktuellen Notlage aber auch des perspektivisch drohenden Meeresspiegelanstiegs helfen können. 17 Prozent der Staatsfläche drohen dem ohnehin überbevölkerten Staat durch Meeresüberschwemmung dauerhaft verloren zu gehen.