Ob „Arabischer Fühling“, „Eurokrise“, „Deutschlandboom“, „Kreuzfahrtsicherheit“ oder immer wieder „Nachhaltigkeit“ – die wichtigsten Schlagworte des aktuellen Medienklimas fehlten in den Beiträgen nicht.
Mit dem Titel des Eröffnungsberichtes „ITB 2012: Politisch am Puls der Branche“ formulierte die PR- Abteilung der Messe somit auch nur die halbe Wahrheit: Schließlich schaukelt die Branche selbst mit dem Herzschlag von Politik und Zeitgeschehen mit.
Mit 10.644 Ausstellern aus 187 Ländern wird in diesem Jahr das Messegelände komplett belegt sein. Im vergangenen Jahr buchten mehr als 11.000 Aussteller die Packages in den Hallen unterm Funkturm, aber diesen Rückgang erklärt Dr. Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin mit rein rechnerischen Bereinigungen: „Früher waren es 75 Hotels des gleichen Unternehmens oder der gleichen Region, die einzeln buchten und in unseren Statistiken auftauchten. Diese Zahl konnten wir nun durch Zusammenfassungen etwas gerade rücken.“ Mit größerem Stolz verweist der Messe-Chef aber auf die Tatsache, dass das Messegelände endlich in Gänze an diesen Tagen mit den Themen Tourismus, Reise und ferne Länder gefüllt sein wird.
Waren es früher die Länder selbst, die ihre kulturellen Besonderheiten an sich den potenziellen Gästen nahe bringen wollten, sind es heute vermehrt Themen, mit denen sich Regionen und Nationen profilieren: Eco-Tourism, Spirit- und Wellness Travelling sind solche Rubriken, die aktuell im Tourismusangebot der Destinationen von Südamerika bis Asien eine immer wichtigere Rolle erlangen.
NGO´s wie Alliance, Atmosfair, Ecpat und Tourism Watch sind im offiziellen ITB-Programm genauso angekommen, wie auch die vielen Nischenanbieter, wie etwa Gay & Lesbian Travel – Gesellschaften, die einen eigenen Pavillon gebucht haben.
Die Geschäfte mit den Reisen machen die Fachbesucher an den ersten beiden Veranstaltungstagen. Rund 110.000 Fachbesucher aus aller Welt, die Hälfte aus Europa und rund ein Viertel aus Asien, sind gemeldet. Neu im Programm ist der ITB Buyers Circle, der das Messegeschäft der Top-Einkäufer im öffentlich geschützteren Rahmen in separaten Besprechungsräumen und Lounges ermöglichen soll.
Dass ausgerechnet Ägypten als offizielles Partnerland der ITB 2012 präsentiert wird, dürfte den Messemachern bereits im vergangen Jahr nach den Veränderungen im Januar 2011 wohl manches Unbehagen beschert haben. Einen PR-Schub kann die Tourismusbranche im Land der Pyramiden inzwischen aber besonders gut gebrauchen. Die Umsätze gingen um 33 % zurück und der im Podium sitzende, ägyptische Tourismusminister Mounir Fakhry Abdel Nour verwendete mehr als zwei Drittel seiner Beitragszeit zur Umschreibung der positiven politischen Perspektiven seines Landes, dessen BIP zu rund einem Zehntel vom Tourismusgeschäft abhängig ist.
Die Schwerpunktthemen im weiteren Sinne sind in diesem Jahr Travel Technology (Buchungssysteme, Hotelsoftware, Social-Media und Reiseportale, etc), Kinder- und Jugendreisen sowie die der Messe angehängte Jobbörse. Spezielles Augenmerk gilt dem immer wieder auftauchenden Schlüsselthema Corporate Social Responsibility, bei dem es sich um Menschenrechte, Nachhaltigkeit und deren Zertifizierung bei touristischen Angeboten dreht.
Insgesamt scheint die Welt auch mit der 46. Internationalen Tourismusbörse wieder nicht größer geworden zu sein – sie ist aber in Komplexität erneut um ein großes Stück gewachsen. Nur noch rund die Hälfte aller Messeanbieter sind Fremdenverkehrsorganisationen. Der andere Teil beschäftigt sich mit Transport, Unterbringung, Kommunikation und vor allem immer mehr mit Forschung und Bildung. Die abgeschlossenen Geschäfte mit einem geschätzten Gesamtvolumen in einer Höhe von 6 Milliarden Euro werden demnach wohl nicht mehr ausschließlich mit dem puren Fernweh, sondern vermehrt auch mit Inhalten und deren vermittelnden Techniken gemacht.
Meiner Meinung nach sind auf der ITB einfach zuviele Reiseveranstalter und zu wenige wirklich Informationen zu den Ländern. Vielleicht ist es nicht unbedingt Aufgabe der ITB, aber die Länder sollten sich insgesamt mehr vorstellen und nicht nur die Veranstalter.