Zuhause in Germany hat sich seine Supporter-Gemeinde rein quotentechnisch auf ein Fünftel der ursprünglichen 15 Prozent Wählergunst dezimiert.
Aber wie kam es dazu?
Das Ding mit dem fremdsprachenfernen Amtsverhalten mochte man ihm im Vorjahr noch amüsiert verzeihen – „Der Guido kann halt besser deutsch als englisch.”
Auch zu den geselligen Fliegerrunden Richtung Fernost und Südamerika hatten viele Wähler vielleicht noch nachsichtige Einschätzungen parat – „Herr Westerwelle fliegt halt viel lieber mit Leuten, die er kennt.”
Und die mächtig unbeholfene Kritik an die Adresse der zahlreichen deutschen Hartz-4-Empfänger war letztlich schnell vergessen – „Manchmal lehnt er sich halt ein wenig weit aus dem Fenster, unser Außen-Guido.”
Allein die durch die FDP maßgeblich initiierten mehrwertsteuerlichen Sonderbehandlungen von Hotellerie-nahen Unternehmungen eröffneten Raum für anfängliche Zweifel an der als Kernkompetenz angeführten Wirtschaftspolitik der Guido-Genossen.
Generell hatte unser Außenminister jedoch seine größten und unbeschwertesten politischen Augenblicke zu Zeiten seiner Auslandsreisen.
Da passte es dem Rechtsanwalt aus Bad Honnef wahrscheinlich auch ganz gut in den Kram, dass er sich im Moment seines absoluten Popularitätstiefs mit ZDF-gemessenen 3 Prozent Wählergunst von seiner besten, nämlich abwesenden Seite präsentieren durfte.
Ägypten, Libanon, Jordanien und Syrien hießen die Zielländer unseres Diplomatenbosses, die er mit dem Bundes-Airbus über Pfingsten ansteuern durfte. Seine Mission beschäftigte sich mit der Annäherung der Palästinenser und der Israelis. Ein Szenario, dass bereits so verfahren zu sein scheint, dass man selbst die Initiativen eines German-Guidos nicht mehr fürchtet.
Und – es hat tatsächlich alles geklappt: Der Flieger ist nahezu kratzerfrei in Berlin wieder gelandet, von neuen Krisen trotz der Intervention des Liberal-Mannes in Nahost ist bislang nichts bekannt und die Gemeinde der 97-prozentigen FDP-Ablehnung dürfte sich schlimmstenfalls bei diesem Wert etabliert haben.
Gestärkt durch derlei skandalfreie Reisezeit listet Guido Westerwelles Terminkalender auch in der kommenden Woche wieder entlastenden Auslandsaufenthalt. Die asiatischen Außenminister der so genannten AFTAN–Länder werden sich am Mittwoch und Donnerstag zum Treffen mit den EU-Amtskollegen zusammen finden.
Und da ist die Freude sicherlich auf Westerwelles Seite, wenn die Gesprächspartner aus den fernen Staaten Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam stammen. Und erst ab Freitag wird sich unser Ex-Oppositioneller als Amtsinhaber wieder den gemeinen Meinungen seiner Wähler und politischen Gegenspieler aus den Bundesländern NRW, Niedersachsen, Berlin oder Bayern stellen müssen.