von Stefan Bartylla | Konzert Tribute 2009 vor Schloss Schönbrunn in Wien wurde heute Mittag „überraschend“ abgesagt.
Familientribut á la Jackson. Also: Der Bruder eines verstorbenen Superstars aus Amerika stellt ein Konzert-Ereignis in Wien auf die Beine und rührt die Werbetrommel in Berlin dafür. Präsentiert wird im Hotel Ritz am Potsdamer Platz mit viel österreichischem Medienaufmarsch. Einmal Opernball an der Spree, nur alles viel kleiner.
Der Michael liebte halt die Burgen und die Schlösser, und Phantasieuniformen und Fassadenpomp á la Neverland, und so…. Da liegt es natürlich nahe, ein echtes Märchen-Tribute-Konzert an der Donau-Metropole vor großer Kulisse auf den Schlosspark von Schönbrunn zu knallen. Gut – mit US5 und Mary J. Blidge sind nicht unbedingt die allerallerersten Namen vertreten, die man in den vergangenen 35 Jahren mit dem Phänomenal-Interpreten Michael Jackson direkt in Verbindung bringen konnte – aber es sind Interpreten, die auch schon mal Erfolg hatten. Es sind halt die Besten, die man kriegen konnte – zumindest im Moment.
Schließlich war der Tod Michael Jacksons nicht im Kalkül der Tournee-Strategen, als sie die Saison für die relevanten Motown-Sound-Stars planten. Immerhin, die original Michael-Jackson-Begleitband konnte für diese Sache ebenso gewonnen werden, wie die eher als Zeitzeugen einzustufende Soul-Gesangsgruppe Sister-Sledge („We are family“, 1979)
Ansonsten – keiner zu Haus – alle auf Tour. Oder eben – wie im Fall des Ex-Rihanna-Lovers Chris Brown – ein bisschen straffällig, auf Bewährung und deshalb für außeramerikanische Gig-Locations leider nicht buchbar.
„Man sollte das Eisen schmieden, solange es noch glüht“, wird sich Brüderchen Jermaine Jackson gesagt haben, als ihm die Planbarkeiten in der Donaumetropole zuteil wurden. Immerhin winkt Austrias Hauptstadt mit 600.000 Euro Zusatzsponsoring aus der Tourist-Marketing-Schatulle. www.vienna.info
Vielleicht auch ein Argument, daß die Clan-Chefin und Mutter Katherine umgestimmt haben mochte, nachdem sie zuvor Bedenken geäußert hatte, ein solches Tribute-Konzert in einer eigentlich merkwürdig abwegigen Stadt im Zentrum des europäischen Kontinents veranstaltet zu sehen. Dass dabei auch die derzeit hohe Wertigkeit des Euros gegenüber dem Dollar eine Rolle gespielt haben mochte, ist hingegen reine Spekulation, aber immerhin einen kurzen Gedanken wert. Jedenfalls wurde zur Pressekonferenz im Berliner Ritz-Carlton der Segen von Mutter Jackson zu diesem Konzertereignis vía Videobeitrag gesendet. Große Einigkeit also in Sachen Posthum-Vermarktung des King of Pop…..
Zum Event selbst werden Eintrittspreise von bis zu 500 Euro für Plätze mit Bühnenblick, bzw. 65-100 Euro für die billigen Plätze aufgerufen. Da scheint der direkte Besucherzuspruch nicht unbedingt mit biblischen Massen gesegnet zu werden. Daß bereits 40.000 Besucher ihr Kommen mit dem Ticketkauf bestätigt haben sollen, bezweifeln sachkundigere Beobachter nicht nur aus diesem Grunde. In jedem Fall ist es den Veranstaltern angeraten, in Sachen Künstlerauswahl doch noch das eine oder andere Qualitätsschippchen für den 26. September draufzulegen. Schließlich möchte doch niemand, dass dem ohnehin als ein wenig klamm geltenden Jermaine noch mehr finanzielle Unannehmlichkeiten aus der Nachlassverwertung seines Bruders entstehen. Das will wirklich niemand. Eine ständige Aktualisierung des Concert-Line-up findet sich unter www.tribute2009.com Update, 11.09.2009, 14:57: Aber seit heute Mittag, Freitag den 10.09. 2009 sieht die Sache ganz anders aus. Mary J. Blidge ist zum betreffenden Wiener Konzert-Termin nämlich verhindert. Sie muss sich auf einem Mode-Event in Italien präsentieren und hat also keine Zeit für Superstar-Tribute…. Die 600.000 Euro, die dem Veranstalter winkten, stehen seit heute auch nicht mehr zur Disposition. Das Angebot der Wiener Touristenwerber wurde zurückgezogen…. Fazit: Bis nächstes Jahr müssen noch einmal Stars für das Event gesucht werden, die Domain tribute2009.com wird wieder frei für andere Wertschätzungsveranstaltungen und Schönbrunn bekommt keine Open-Air-Bühne…. …..und Michael Jackson fand in seinem richtigen Leben London auch ganz toll…… Dort soll nämlich im kommenden Jahr das Konzert dann tatsächlich stattfinden. Hoffentlich dann mit adäquater Starbesetzung. Für den Fall, dass dann doch wieder was schief gehen sollte, könnte neben der Domain tribute2010.com ja auch der Internetort tribute2011.com von den Planern von pfiffigen Domaingrabbern abgekauft werden….. Allerdings hat man Domain-mässig schon vorgesorgt. Bereits am 10.09.09 (also am Tage der positiven, optimistischen Pressekonferenz im Berliner Ritz Hotel) hat World Awards Media, Wien bereits vorsorglich die Domain www.thetribute2010.com registrieren lassen (Respekt – aber aufpassen: Record expires on 10-Sep-2010!). Hier äussert sich nun bereits Bruder Jermaine zur Termin-Verschiebung: JJ:…„We have therefore decided, after careful consideration, to reschedule THE TRIBUTE concert for my brother to June 2010 and to stage this very special music event in London. Here, over 70,000 fans will have the opportunity to experience the life and music of my beloved late brother… ..Instead of eight weeks we now have eight months to prepare and some of the stars who would not have been able to participate in the Vienna concert, but expressed their wish to participate in this event, will be able to perform live on stage in London in June 2010…“
Wenn man etwas genauer hinschaut, kann man auf der site aber doch ein wenig Zorn und Enttäuschung über die böse böse Berichterstattung (vorzugsweise in Ostalpenländischen Medien) entdecken:
JJ: „An additional reason for moving to London are the bizarre press reports filling virtually all the Austrian media regarding the event. Jermaine Jackson: “How artists who have won 10 Grammy Awards and sold millions of records around the world, and are able to sell out large stadiums are are termed “B-list artists”, made fun of and generally disrespected, is something I just cannot understand. If these artists are not welcome in Vienna, London is more than happy to have them”…