von Axel Porsch | Stell Dir vor, es ist Flashmob und keiner geht hin. So geschehen der CDU Kandidatin Vera Lengsfeld, am Marheinekeplatz in Kreuzberg, 25.09.09, 17.30 – 18:20. Alle riefen und keiner kam – bis auf drei Begleiter und zwei Fotografen.
Es hätte so schön werden können. Auf den letzten Metern im Bundestagswahlkampf 2009 fiel der CDU Kandidatin Vera Lengsfeld und ihrem Wahlkampfbetreuungsteam noch eine wundervolle Aktion zur Motivierung und Mobilisierung der letzten, unentschlossenen Wähler/Innen in ihrem Wahlkreis Kreuzberg/Friedrichshain ein.
Ein Flashmob bzw Smart Mob musste also her. Wie es sich für Wahlkrampfstrategen mit offensichtlich eher analogem Background gehört, wurde dieser Mob schon einige Tage vorher im eigenen Blog mehrfach angekündigt: waehltvera.wordpress.com, aber irgendwie hatten alle was anderes vor.
Vera Lengsfeld kam diesmal hochaufgeschlossen mit dem Fahrrad einer Freundin und ihre liebe Labradorhündin Amy hatte sie auch zu Hause gelassen. Es war nicht der lustigste Mob aller Zeiten aber mit Sicherheit der kleinste. Man war sozusagen „entre nous“ oder wie wir Palamentarier in spe sagen würden, „unter drei“.
Kein Passant kümmerte sich, niemand knipste ein Handyfoto für die Lieben zu Haus. Noch nicht einmal der sogenannte politische Gegner schaute mal interessehalber vorbei oder aus der Ferne zu. Kein TV Team der ARD, ZDF, von CNN – auch TV Berlin blieb fern. Keine ambitionierten Jungspunde vom CDU Kreisverband Greifswalder Strasse und Friedrichshain-Kreuzberg – hatten sie keinen Bock, kein Fahrrad oder etwa keine Mail bekommen?
Selbst kein prophylaktisch sichernder Schutzmann vom nahen Polizeiabschnitt hatte Posten bezogen.
So konnte man, an die ebenso müden Fahrräder gelehnt, ein Stündchen vor dem Hintereingang der Marheineke Markthalle sinnieren, was man wohl in den letzten Wochen im Wahlkampf hätte besser machen können („…wir haben den Flashmob doch im Internet angekündigt…“) und dann ging man/frau nach einer Stunde auseinander. Zum Einkauf oder nach Hause – ’s Ist Feierabend.
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Was ist ein Flashmob?: Der Begriff Flashmob (flash – Blitz; mob – von mobilis – beweglich), auch Blitzauflauf, bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer üblicherweise persönlich nicht kennen. Flashmobs werden über Online-Communitys, Weblogs, Newsgroups, E-Mail–Kettenbriefe oder per Mobiltelefon organisiert. Obwohl die Ursprungsidee explizit unpolitisch war, gibt es mittlerweile auch Flashmobs mit politischem Hintergrund. Eine verwandte Aktionsform ist der Smart Mob, der mit dem öffentlichen Auftritt einem politischen oder gesellschaftlichen Ziel zu Aufmerksamkeit verhelfen will. Der Begriff geht auf einen Bestseller des US-amerikanischen Psychologen Howard Rheingold aus dem Jahr 2003 zurück. Flashmobs gelten als spezielle Ausprägungsformen der virtuellen Gesellschaft (virtual community, Online-Community), die neue Medien wie Mobiltelefone und Internet benutzt, um kollektive Aktionen zu organisieren. Mehr auf Wikipedia
Was ist ein Smart Mob?: Smart mob ist eine seit einigen Jahren unter anderem bei Globalisierungskritikern gängige Organisationsform von Protesten und bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, der sich vom Flash Mob in der Sinnhaftigkeit des Tuns unterscheidet. Sie ist eine Form der Selbststrukturierung der sozialen Organisation durch Technologie-vermittelte, intelligente emergente Verhalten. Mehr auf Wikipedia